Beirat Otto Höbel zu CARE REGIO
Im Gespräch über Forschung als Wegbereiter
„Digitalisierung kann helfen, Freiraum zu schaffen“
Als technischer Geschäftsführer des Medizintechnik-Unternehmens THERA-Trainer in Hochdorf beschäftigt sich Otto Höbel schon lange mit dem Thema, wie Therapie und Rehabilitation von Menschen mit eingeschränkter Mobilität durch Therapiegeräte und Softwarelösungen optimiert werden können. Als Gesamtprojektleiterin Prof. Petra Friedrich ihm die ersten Überlegungen zu CARE REGIO damals vorgestellt hat, zögerte er nicht, das Projekt als Beirat zu unterstützen. „Wir stehen gesamtgesellschaftlich vor riesen Herausforderungen. Wir haben immer weniger Pflegekräfte, wir haben immer weniger Geldmittel zur Verfügung und wir müssen uns neue Lösungen überlegen, wie wir es schaffen, den Menschen in seiner Pflegesituation gut zu betreuen, menschliche Nähe zu geben. Aber Dinge, die vielleicht wegrationalisiert werden können, dass wir die neu denken, dass wir die überdenken, da ist das CARE REGIO Projekt ein richtig interessantes Projekt, das hier viele Chancen bietet.“
Als Beispiel zur Optimierung nennt Höbel das Teilprojekt PflegeWiki des Universitätsklinikums Augsburg: „Wie kann ich Wissen transferieren? Wie kann ich ungelernte Kräfte mobilisieren? Mit dem PflegeWiki. Wie kann ich mich selber fortbilden, um Pflegeunterstützung leisten zu können? Mit dem PflegeWiki.“ Heutzutage, ergänzt der Geschäftsführer, sei Wikipedia die erste Anlaufstelle für Informationen. Und für Pflege-Begriffe sei nun PflegeWiki die erste Anlaufstelle. „Finde ich richtig spannend, den Ansatz. Das heißt, es schafft Ressourcen und verhindert, dass man Ressourcen bindet. Schulung kostet ja auch Zeit. Wenn sich jemand selber fortbilden kann, gewinne ich Zeit“, erläutert Höbel.
Digitalisierung in der Pflege sei laut Höbel wichtig, um anhand der Daten, die gewonnen werden, eine vorausschauende Pflege zu erreichen. Aufgrund einer Dateninformationen, zum Beispiel der Patient oder Bewohner trinkt zu wenig, könne die Pflegekraft proaktiv auf den Bewohner zugehen. Eine tolle Sache, schwärmt der Fachmann. Somit könne man vorausschauend in der Pflege arbeiten und dadurch vielleicht einen Krankenhausaufenthalt ersparen. Das sei nur ein Beispiel, wie man digitale Daten nutzen kann, um eine bessere Pflege zu erreichen. „Ich habe hier im Rahmen des CARE REGIO Projekts sehr viele gute Ansätze gesehen, die zeigen, dass man, wenn man vorausschauend arbeitet in der Pflege, dass man dadurch wahnsinnig Kosten sparen könnte. Aber es ist im Moment in unserer Gesellschaft noch nicht angekommen. Und darum gibt es natürlich Forschung und Forschung soll ja Wegbereiter sein und ist es auch. Und dazu dient das CARE REGIO Projekt.“
Im Gespräch geht Otto Höbel auch auf die Sorge vieler Pflegekräfte ein, wenn sie an Digitalisierung in der Pflege denken, das Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen. „Das darf nicht die Intention sein und ist auch nicht die Intention“, betont der CARE REGIO Beirat, „sondern Digitalisierung kann helfen, Freiraum zu schaffen. Freiraum für Zuwendung. Eine Pflegekraft möchte sich doch um den zu Pflegenden kümmern, möchte Zeit dafür haben, möchte nicht lästige Dokumentation machen.“ Er sehe in der Digitalisierung eine Riesenchance, dass man Dokumentationsaufgaben verbessert und vereinfacht, Prozesse digital unterstützt und somit Reibungsverluste verringert. Die Digitalisierung sei eine große Chance, wenn man sie nicht zum Selbstzweck nutzt, hebt Höbel hervor.
Deshalb plädiert er dafür, dass das Projekt fortgesetzt wird. CARE REGIO habe den Anfang gemacht. Die bisherigen Ergebnisse würden zeigen, dass man, wenn man hier weiterarbeite, den Weg bereiten könne. Es dürfe hier nicht enden. Der Zeitraum sei zu kurz gewesen, man konnte nur an der Oberfläche kratzen. „Der Data Lake ist jetzt verfügbar, aber man muss natürlich mit dem Data Lake auch noch etwas machen. Das PflegeWiki ist auf den Weg gebracht, aber man muss es auch noch erweitern.“ Das heißt, die Dinge, die begonnen wurden, müssen zu Ende geführt werden, um die Machbarkeit noch besser zu demonstrieren und noch viele weitere Bausteine anzudocken an dem bisher gewonnenen Wissen. „Ich wünsche mir persönlich, dass es ein CARE REGIO II gibt“, ergänzt Otto Höbel abschließend.